Addington 19.08.-23.08.2007
Ein kleiner Reisebericht für alle Daheimgebliebenen und alle die es dieses mal nicht gewagt haben nach England mit Pferd zu fahren.
Zugegeben, ein wenig mehr Aufwand, als ein Turnier auf dem Kontinent ist es schon.
Es beginnt mit dem Buchen der Fähre:
Man sollte unbedingt rechtzeitig eine Fähre
buchen, wenn man vom Veranstalter eine Referenznummer (günstigerer Tarif )
bekommen hat. Das Buchen per Telefonnummer ist zwar stressig (ca. 10 Minuten im
besten Englisch), bringt den Preis für PKW mit 2-Pferdeanhänger aber von 320
Pfund auf 170 Pfund runter. Noch cleverer hatte es Georg Grochutek gemacht. Er
hat seinen 12t-LKW als Wohnmobil mit 3 Haustieren deklariert und nur 150 Pfund
bezahlt.
Übrigens ist es geschickt, 1-2 Fährabfahrtszeiten früher als gebucht im Hafen zu
sein. Pferde werden immer schnellst möglich mitgenommen, sicher aber zum
gebuchten Termin. (ruhige See vorausgesetzt)
Das zweite aufwendige ist der Kreisveterinär.
Der muß frühestens 4 Tage vor Reisebeginn die
Stallungen und Pferde in Augenschein nehmen und ein EU-Formblatt
"Gesundheitsbescheinigung Equiden" ausfüllen. Das
Formblatt
91/628/EWG (Transportplan mit Pausen)
findet für uns keine Anwendung (siehe
http://europa.eu/scadplus/leg/de/lvb/l12052.htm), (das macht bei 2 Pferden ca.
100 Euro für den Veterinär)
Der Hafenablauf (in weniger als 10 Minuten erledigt):
Vorfahrt bei der Passkontrolle, Personalausweise
vorzeigen, nach 2 Minuten erledigt, Weiterfahrt zum Fährschalter. Nach Nennung
der Buchungsreservierungsnummer, ca. 4 Minuten bis die Tickets ausgedruckt sind.
Weiterfahrt zur Fahrzeugkontrolle. Hier Durchsicht von Anhänger und Wohnmobil
nach illegalen Einwanderern. Vier Minuten später, Eintreffen am Kai und warten
auf die Fähre.
In England angekommen,
klappt das mit dem links-fahren besser als erträumt. Man sollte vorher in
Deutschland nicht unbedingt das links-fahren üben.
Die Konzentration reicht genau bis zur Einfahrt des Turniergeländes. Nach dem
Erreichen, kommt einem als erstes Frau Müller auf der rechten Straßenseite
entgegen, man selbst fährt natürlich plötzlich auch rechts.
Die Stallungen der Pferde waren „very Britisch“, wie von Hickstead gewohnt, tut
das Ausmisten der Boxen nach langer sitzender Fahrt recht gut. Dafür gibt es
reichlich Späne „for free“.
Addington – ein Gelände, ein Traum
Sehr gepflegt, kompakt, aber sehr großzügig ist
das riesige Areal angelegt. LKW, PKW stehen dicht bei den Boxen, die Wege bis zu
den Abreiteplätzen und zur Meldestelle mit unter 100 Meter sehr kurz. Vom
letzten Turnier waren so reichlich Boxen vorhanden, das sicher jeder 3 haben
konnte.
Als Abreiteplätze standen 4 Dressurvierecke je 20x80m, davon 2 mit Hindernissen
zur Verfügung. Der Boden auf dem Springplatz 90mx90m, wie die Abreiteplätze, vom
aller feinsten. Direkt daneben stand uns die ganz neue Reithalle mit einer
Reitfläche von 80m x 40m plus die Abreitehalle 20mx60m für den Vet-Check zur
Verfügung.
Der Hausherr – sehr gastfreundlich
Das Ehepaar Winter hatte uns am ersten Abend zu
einem Begrüßungstrunk in ihr Haus, ca. 400 m hinter dem Turniergelände
eingeladen. Es gab neben Champagner eine sehr gute Stimmung bei allen Anwesenden von
Anfang an.
Die Turnierleitung – so flexibel wie möglich
Da am Donnerstag früh, bedingt durch Sturm auf dem
Kanal, noch ein Großteil der Pferde vom Kontinent fehlten, wurde das erste
Springen von 11Uhr auf 14 Uhr verschoben. Da es immer noch knapp war, starteten
die 30 Britischen Reiter als erste. Die Veterinärin wartete sehr geduldig auch
auf den Vet-Check vom letzten Pferd. Im Anschluss musste kein Pferd auf nur
einen Start verzichten.
Der „schottische Abend“ ein high-light
Der schöne neue Raum über der schönen neuen
Reithalle war ideal um zu feiern. Schottisch dekoriert, mit Dudelsackpfeiffer,
einige Britten kamen auch im Schottenrock, das war schon toll.
Zu Beginn des Buffet einen Whisky trinken, ist zwar etwas ungewohnt, hat aber
was besonderes. Ein Wunderschöner Abend mit Dudelsack und Darbietungen.
Genauso wunderschön verlief der Galaabend, an dem die Jahrestrophäen vom
Challenge-Cup und Europa-Cup übergeben wurden.
Hier konnte Walter Burmeister als Sieger der Europacup-Jahreswertung seine
Erinnerungsplakette entgegennehmen. Genau sowie Stefanie Müller als Siegerin in
der Challenge-Cup Jahreswertung.
Vom Essen bis zu Elves und Co.
ein Abend, den man nicht verpasst haben durfte.
Der Sport vom Feinsten
Es ein ebenso wundeschönes Erlebnis auf diesem
Gelände zu reiten. Die Englischen Reiter(innen) waren allerdings noch stärker
als erwartet. Von Coochie Brown mit Sieg im Eröffnungsspringen bis zu Mandy
MGGLYNN, die sowohl den Großen Preis wie auch das Europacupfinale gewinnen konnte,
alles verdiente englische Siege. Ein schöner Nebeneffekt, war die Aufnahme von
einer ganzen Reihe von Englischen Reitern in den VJR, die wir (hoffentlich) auch
zukünftig auf dem Kontinent am Start sehen werden.
Ein Wiedersehen in Addington 2008 oder 2009 ?
Beim Abschied waren sich die Reiter, der
Veranstalter und die Besitzerfamilie Winter einig:
Es muß einfach ein Wiedersehen in Addington geben. Ob schon im nächsten Jahr, im
übernächsten Jahr „outdoor“ oder „indoor“, das blieb allerdings noch offen.
Und die Maul- und Klauenseuche ?
Im Vorfeld führten die drei Wochen vorher
ausgebrochenen Fälle, ca. 110km süd-westlich von Addington leider zu einigen
Absagen.
Im Nachhinein ist festzustellen, bei der Einreise war es nirgends ein Thema.
Während des Turnieres sollten wir den Transporter säubern für eine Desinfektion,
die dann abgesagt wurde.
Bei der Ausreise kein Wort davon im Hafen. Der Hafenablauf war wie von Hickstead
gewohnt, Passkontrolle, Gang zum Büro von Seafance, dort Fahrkarten gegen
Ausreisedokumente (gab es für 10Pfund in Addington) , nach 10 Minuten Ankunft
und warten am Kai.
Und das Wetter?
Bei der Anfahrt in Deutschland
Scheibenwischerstufe „zwei“, bei der Durchfahrt von Holland und Belgien Stufe
„eins“. In Frankreich Stufe „Intervall“ doch in England war kein Scheibenwischer
mehr nötig.
Trockenes, zum Teil sehr sonniges Wetter. Lichtschutzfaktor „8-12“. Die gesamte
Rückfahrt ging ohne Scheibenwischer.
Mein Fazit:
Das einzige was aus deutscher Sicht Addington
(noch) nicht hat, ist ein wohlklingender Name wie „Hickstead“ …
An Sonsten ist Addington aus meiner Sicht die noch viel bessere Reitanlage, in
der nicht nur ich persönlich, sondern sehr viele angereiste Reiter vom Kontinent
sehr gern in zwei Jahren wieder reiten möchten. - Die Bilder sagen mehr als
diese 963 Worte! -
„Thank you very much“
Bernward Engelke